Bad Vilbel

Live-Einblick in die Unterwasserwelt der Nidda

Kurzinformationen

Diese Unterwasserkamera (I AM HYDROCam) befindet sich auf dem Grund der Nidda im Stadtzentrum von Bad Vilbel (Hessen). Sie ermöglicht Einblicke in das Artenspektrum und das Verhalten von Fischen. Ein Fenster in weitgehend unbekannte Unterwasserwelten soll hierdurch für viele Leute geöffnet werden.

Live-Stream

Die Nidda und ihre Bewohner

Die Nidda ist ein rund 90 Kilometer langer Nebenfluss des Mains, der in einem Hochmoor nördlich des Traufsteins im Vogelsberger entspringt und durch die Wetterau bis nach Frankfurt-Höchst fließt. Hier mündet sie in den Main. In der Wetterau prägt die Nidda nicht nur das Landschaftsbild, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im lokalen Ökosystem.

Der Mensch und die Nidda

Die Beziehung zwischen dem Menschen und der Nidda hat sich im Laufe der Geschichte grundlegend gewandelt. Einst wurde der Fluss vor allem für die landwirtschaftliche Nutzung intensiv beansprucht. Um zusätzliche Flächen zu gewinnen und den Wasserlauf besser kontrollieren zu können, begann man bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der starken Begradigung der Nidda. Dieser Eingriff führte zum Verlust der natürlichen Überschwemmungsflächen. In der Folge wurde das Flussbett künstlich eingetieft und Dämme gebaut. Auf den ehemaligen Überschwemmungsflächen der Nidda konnte nun Ackerland aber auch neues Bauland erschlossen werden (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel). Das Hochwasserproblem war dadurch jedoch keineswegs beseitigt, sondern verlagerte sich lediglich weiter in die Unterläufe (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel).

Zusätzlich zur Hochwassersituation hatte die Begradigung der Nidda auch starke Auswirkungen auf die ökologische Funktion. Es fehlte nun Beschattung durch Bäume und Büsche, es gab keine Varianz mehr in Breite und Tiefe des Flussbetts und keine Totholzanlagerungen mehr, die als Unterstand oder Nährstoffquelle dienen könnten (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel).

Inzwischen hat man erkannt, dass ein naturnaher Fluss nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch für den Menschen nützlich ist: Sie puffern Hochwasser, verbessern die Wasserqualität, wirken temperaturregulierend im Stadtklima und bieten Raum für Erholung und Naturerleben. Naturschutz bedeutet in diesem Zusammenhang nicht bloß ethisches Handeln – er schafft messbare, lebensnahe Vorteile durch sogenannte Ökosystemleistungen, von denen die Gesellschaft in vielfacher Weise profitiert.

Anfang der 1970er Jahre begann man mit ersten Maßnahmen, um die Problematik anzugehen: an den Oberkanten der Böschungen wurden Bäume gepflanzt. Seit den 1980ern verbesserte sich die Wasserqualität durch den Ausbau von Kläranlagen. Seit 1990 wurden zahlreiche Maßnahmen in Bad Vilbel und im gesamten Einzugsgebiet der Nidda umgesetzt (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel). Zwischen Karben und Bad Vilbel kann die Nidda inzwischen auf über fünf Kilometern wieder frei fließen (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel). Durch Sponsoring (Hassia/Gerty Strohm Stiftung) konnte im Niddagebiet ein wichtiger Impuls für zahlreiche Folgeprojekte gesetzt werden.

Viel Aufwand, keine Frage. Und hat es etwas gebracht?

Durch die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen und den Ausbau der Kläranlagen hat sich die Wasserqualität sowie die Struktur der Nidda deutlich verbessert. Inzwischen sind wieder rund 30 verschiedene Fischarten im Fluss heimisch – ein bemerkenswerter Anstieg im Vergleich zu früher, als nur noch fünf besonders anpassungsfähige Arten überlebten (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel). Dieses Wiederaufleben der Artenvielfalt zeigt eindrucksvoll, wie wirksam Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Gewässern sein können – etwa die Wiederherstellung der Durchgängigkeit, Wiederbesiedlung von Arten oder strukturelle Eingriffe (Gottfried Lehr - Büro für Gewässerökologie, Bad Vilbel).

Deutliche Verbesserungen gibt es in folgenden Bereichen:

  • Gewässerökologische Vielfalt
  • Selbstreinigungskraft des Wassers
  • Hochwasserrückhalt
  • Regulierung der Wassertemperatur durch Beschattung
  • Erholungsfaktor in naturnahen Gewässern

Pflanzen- und Tierwelt

In der Nidda leben verschiedene Fischarten wie Bachforelle, Elritze, Karpfen und Gründling. Auch Barben und Nasen wurden in den letzten Jahren wieder verstärkt gesichtet – ein Zeichen für einen besseren Zustand des Gewässers. Auch Amphibien wie Frösche und Molche sind in den feuchten Uferzonen heimisch. Vögel wie die Gebirgsstelze, der Eisvogel und der Graureiher brüten an der Nidda und auch der Biber hat sich an einigen Stellen wieder angesiedelt.

All die Tierarten an und in der Nidda leisten viel mehr, als oft auf den ersten Blick erkennbar ist. Sie übernehmen zentrale Ökosystemleistungen – also natürliche Leistungen, von denen der Mensch unmittelbar profitiert. Raubfische wie Barsch, Bachforelle und Hecht halten durch ihre Rolle als Räuber die Populationen kleiner Wassertiere im Gleichgewicht und wirken so indirekt und ausgleichend der Massenvermehrung anderer Organismen von Schädlingen entgegen. Wasserinsektenlarven bauen organisches Material ab und fördern damit die Selbstreinigungskraft des Flusses. Tierarten wie Muscheln oder Kleinkrebse filtern Partikel aus dem Wasser und fördern so die Klarheit und Qualität des Gewässers. Die Tiere an und in der Nidda sind also mehr als bloße Bewohner eines Flusses – sie sind aktive Dienstleister der Natur, die das Gewässer gesund, stabil und für den Menschen nutzbar halten. Ihre Leistungen sind oft unsichtbar, aber unverzichtbar für das Funktionieren des Ökosystems – und damit auch für den nachhaltigen Umgang mit Wasser, Klima und Landschaft. Alles hängt also mit allem zusammen; so funktioniert Ökologie.

Unterwasserkamera

Die I AM HYDROCam ist ein spezialisiertes Unterwasserkamera-System, das gezielt für das Monitoring von Fischen sowie anderen Unterwasserlebewesen und Objekten entwickelt wurde. Sie findet Anwendung in Bereichen wie Fischbestandsüberwachung, Öffentlichkeitsarbeit oder der Überwachung von Anlagen. Dank integrierter Bewegungserkennung und Künstlicher Intelligenz werden die aufgenommenen Daten effizient gefiltert, was die Auswertung erheblich vereinfacht.

Die Kamera ist mit drei dimmbaren Lichtquellen ausgestattet – UV-Licht, Nahinfrarot und Weißlicht – sowie mit Sensoren für Tag- und Nachtaufnahmen. So ermöglicht sie ein lückenloses Monitoring, selbst bei völliger Dunkelheit. Mittlerweile sind über 60 I AM HYDROCams in mehr als 13 Ländern im Einsatz, sowohl in Süß- als auch in Salzwasserumgebungen.

Weitere Informationen finden sich auf der offiziellen Webseite der I AM HYDROCam.

Fotogalerie

Videos

Danksagung

Wir bedanken uns
• bei der Gerty Strohm Stiftung für die Finanzierung,
• dem Café WEWE Bad Vilbel für die Aufstellung der Bildschirme,
• der Stadt Bad Vilbel für die Übernahme der laufenden Kosten und
• natürlich Thorsten Fuchs für Tipps, Support und Hilfe.